Hilfe, meine Milch reicht nicht - das große Missverständnis

Zu wenig Muttermilch

Dein Baby schreit, die Brust fühlt sich leer an und du denkst dir: „Wird mein Baby satt beim Stillen? Habe ich zu wenig Milch? Wie erkenne ich, ob ich zu wenig Milch habe?

Eine furchtbare Vorstellung: das eigene Baby wird nicht satt, denn die Muttermilch reicht nicht aus. Und leider ist „zu wenig Milch“ einer der häufigsten Gründe, weshalb frühzeitig abgestillt wird.

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass viele Frauen nicht genügend Milch produzieren können, um ihre Babys ausschließlich mit Stillen zu ernähren. Hinzu kommt die Verunsicherung durch Verwandte und Bekannte („Also ich konnte damals nicht gut stillen, bei mir hat die Milch nicht gereicht.“), aber auch Fachpersonal, das mit der Gewichtsentwicklung des Babys unzufrieden ist und zum Zufüttern drängt.

Damit du nicht abstillen musst, wenn du es gar nicht willst – lass uns dein Problem mal genauer unter die Lupe nehmen!

Wird mein Baby satt? Reicht die Milch? Wie erkenne ich, dass ich zu wenig Milch habe?

Die 5 sichersten Anzeichen, ob deine Milch ausreicht

Du hast das Gefühl, deine Milch reicht nicht? Anzeichen liefert dir dein Baby!

Schau dir dein Baby mal in Ruhe an.

  1. Hat es eine rosige Gesichtsfarbe?
  2. Wirkt die Haut glatt und legt sich sofort, wenn du z.B. am Handrücken ein wenig Haut zusammendrückst? (Bleibt eine Hautfalte länger stehen, bitte sofort zum Kinderarzt – das spricht für Dehydrierung!)
  3. Ist dein Baby in Wachphasen aktiv und bewegt sich?
  4. Nimmt es stetig zu?
  5. Ist es gesund?

Wenn du all diese Fragen mit Ja beantworten kannst, kannst du ziemlich sicher sein, dass dein Baby genug Milch bekommt.

(Manchmal wird auch die Zahl der nassen Windeln als Richtwert genannt. Das finde ich extrem schwierig einzuschätzen. Kleine Babys machen zum Teil alle halbe Stunde einmal Pipi. Manche Eltern wechseln jede Stunde die Windel, andere warten so lange „bis nix mehr reinpasst“. Je nach Wickelverhalten kommst du da locker auf 6-8 nasse Windeln pro Tag… Du brauchst auch das Gewicht der Windeln nicht zu messen und zu notieren. Die Gewichtskontrolle deines Babys durch die Nachsorgehebamme oder den U-Untersuchungen reicht völlig aus.)

Zu wenig Muttermilch 5 Anzeichen muttermilch reicht nicht
5 Anzeichen, ob deine Milch reicht

Aber dich quälen da noch die anderen Beobachtungen, die dich davon überzeugen, dass du vielleicht doch zu wenig Milch hast oder irgendwas mit deiner Milch nicht ok ist. Richtig?

Schauen wir uns diese Gründe auch mal an:

4 Anzeichen, die dich glauben lassen, dass deine Milch nicht reicht

1. Deine Brüste fühlen sich leer an

Das verunsichert natürlich, wenn in der Brust scheinbar keine Milch mehr drin ist. Der „Füllstand“ ist aber kein entscheidendes Kriterium dafür, dass deine Milch nicht reicht.

In den ersten Tagen, wenn das Drüsengewebe in der Brust aktiv wird und die „Milch einschießt“ fühlen sich deine Brüste meist sehr prall und gespannt an, als hättest du Silikonimplantate. Das lässt in den folgenden Tagen und Wochen nach, wodurch das Gefühl entsteht, die Brüste wären nicht mehr voll.

Keine Sorge, auch in vermeintlich leeren/weichen Brüsten wird kontinuierlich Milch produziert! An weichen Brüsten fällt den meisten Babys das Anlegen sogar leichter als an übervollen.

2. Die abgepumpte Milch ist so wenig geworden

Du pumpst regelmäßig Milch ab, zusätzlich zum Stillen? Und beim letzten Pumpen waren es nur noch ein paar klägliche Tropfen?

Die Menge abgepumpter Milch kann schwanken. Vielleicht hat dein Baby gerade einen Wachstumsschub und lässt weniger Milch für den Gefrierbeutel übrig?

Wenn du auf die abgepumpte Milch angewiesen bist, versuche zwischen den Stillzeiten zusätzliche Pump-Sessions einzulegen um die Milchbildung zusätzlich anzuregen.

3. Dein Baby hängt stundenlang an deiner Brust und nuckelt

Dein Baby hängt seit einer gefühlten Stunde an deiner Brust und scheint nie satt zu werden?

Vor allem in den ersten Tagen und Wochen fällt es vielen Eltern schwer einzuschätzen, ob ihr Baby wirklich trinkt oder nur nuckelt. Mir ging es bei meiner ersten Tochter auch so. Ich konnte die zarten Bewegungen der nuckelnden Unterlippe nicht richtig deuten und dachte, mein Baby trinkt einfach bloß etwas zaghafter. Ein einfacher Hinweis, den ich damals übersah: die geschlossenen Augen meiner Tochter und der ruhige Atem. Sie war beim Stillen eingeschlafen.
Mit der Zeit lernte ich zu unterscheiden, wann sie aktiv trank und ich sie schlucken hörte, und wann sie sich in den Schlaf nuckelte.

Viele Babys schlafen auch einfach gern mit der Brust im Mund. Wenn dich das auf die Dauer stört, docke dein Baby vorsichtig ab, indem du z.B. mit deinem kleinen Finger den Mundwinkel deines Babys von der Brust löst (oder zur Not vorsichtig zwischen die Kauleisten fährst). Wenn es friedlich weiterschläft, wird deine Brust erst mal nicht weiter benötigt.

4. Dein Baby ist unzufrieden an deiner Brust, trinkt nur kurz und schreit

Plagt dich eine der folgenden Situationen?

  • Dein Baby schreit und du legst es an. Es trinkt aber nur kurz, dockt dann wieder ab und fängt an zu schreien? Keine Angst, es liegt nicht an deiner Milch! Sondern an einem Missverständnis.
  • Dein Baby dockt an, macht vielleicht sogar knurrende Geräusche, zappelt und wendet den Kopf hin und her? Selbes Missverständnis!
  • Dein Baby dockt gar nicht erst an, sondern schreit die Brust an, egal wie vehement du es zur Brust führst? Auch hier ist nicht deine Brust oder deine Milch die Ursache!
Zu wenig Milch? Dein Baby ist unzufrieden an der Brust?
Dein Baby wirkt unzufrieden an der Brust? Vielleicht hat es in diesem Moment gar keinen Hunger?

Alles nur ein Missverständnis

Dein Baby hat in solchen Momenten ein dringenderes Bedürfnis als Hunger – nämlich eine volle Blase!

Vielleicht kennst du das? Du kommst auf eine Party, musst aber gerade sehr dringend aufs Klo. Deine besten Freunde bringen dir bereits ein Getränk. Wofür entscheidest du dich? Erst mal was trinken oder erst mal aufs Klo? Ich vermute du entscheidest dich für das Klo. Mit einer entleerten Blase trinkt es sich viel entspannter.

Und genau so geht es deinem Baby!

Das hast du noch in keinem Hebammenblog gelesen? Stimmt, ich leider auch so gut wie nie. Es stimmt aber trotzdem und ist einer meiner ultimativen Geheimtricks. Babys melden sich, wenn sie mal müssen, nicht erst, wenn die Windel voll ist. Falsch interpretierte Bedürfnisse sorgen im Alltag mit Baby regelmäßig für Missverständnisse.

Damit du diesen Missverständnissen entgehst, habe ich den „Babygeflüster“-Kurs entwickelt. Im Kurs erkläre ich dir alle wichtigen Bedürfnisse deines Babys, mit welchen Zeichen es diese Bedürfnisse kommuniziert und wie du richtig darauf eingehst. Damit du Missverständnisse umgehst und dein Alltag mit deinem zufriedenen Baby deutlich stressärmer wird.

Wenn dein Baby also schlecht an der Brust trinkt, kannst du entweder warten, bis es sich beruhigt (und in die Windel gemacht) hat, oder du kannst den Vorgang beschleunigen und dein Baby untenrum frei machen und über die Toilette oder ein Töpfchen halten.

Aber warum wirkt mein Baby satt und zufrieden, wenn es ein Fläschchen bekommt?

Babys trinken an Fläschchen anders als an der Brust. Die Milch läuft schneller aus dem Sauger und die Babys haben entweder die Wahl zu schlucken oder sich zu VERschlucken. Deshalb entschließen sich die meisten Babys nach einigem Ringen für das Trinken und sind danach völlig abgefüllt und brauchen häufig auch längere Zeit um die große Menge Milch aus der Flasche zu verdauen.

Dabei wären kleinere und dafür häufigere Portionen für den kleinen Körper einfacher zu handhaben.

Und auch die Flasche ist nicht immer ein Garant dafür, dass dein Baby kommentarlos trinkt – viele Babys schreien auch das Fläschchen an. Weil auch sie andere Bedürfnisse kommunizieren, die die Eltern nicht verstehen.

Und wenn mein Baby tatsächlich schlecht zunimmt und ich doch einfach zu wenig Milch habe?

Und wenn das alles nicht auf dich zutrifft, es dir vielleicht selber nicht gut geht und du dir unsicher bist, ob du nicht doch zu wenig Milch hast, kann ich dir das Still-Lexikon empfehlen mit dem Artikel zu weiteren Ursachen für zu wenig Milch.

Was hat dein Baby sonst so?

Hast du dich im Text wiedergefunden und eine Lösung für dein Problem gefunden? Dann teile diesen Beitrag gerne mit anderen Eltern!

Aber vielleicht ist das nicht eure einzige Baustelle?

Bist du manchmal unsicher, warum dein Baby schreit und was du tun kannst, um es zu beruhigen?

In meinem Babygeflüster-Kurs erkläre ich dir, wie du dein schreiendes Baby am schnellsten beruhigst und die Bedürfnisse deines Babys erkennst, noch bevor es schreit.

Martina Hempel

Gründerin von Baby-Wegweiser.de

Ich bin dein Tour-Guide im Abenteuer Elternschaft. Drama, Hype und Panikmache sind mir fremd. Ich analysiere jede Situation, stelle die nötigen Fragen und liefere differenzierte und wohlüberlegte Lösungsansätze für deine Probleme. Mehr über Martina…